Historie

aus den Kieler Nachrichten vom 08.10.2024

UNSERE GESCHICHTE

Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges im Mai 1945 folgte die Besetzung Deutschlands durch die Alliierten. Im Zuge dessen wurden Kiel und das Umland von britischen Kampftruppen besetzt. Das unmittelbar an Kiel grenzende Schulensee war von den alliierten Bombenangriffen zwar verschont geblieben, jedoch zu einem nützlichen Rückzugsort für die britischen Soldaten geworden. Die Besetzung Schulensees und die Beschlagnahme der Häuser und Wohnungen begann. Zahlreiche Schulenseer Bürger*innen mussten ihre Häuser für die britischen Truppen binnen weniger Stunden, manche sogar innerhalb weniger Minuten, räumen. Nur das Nötigste konnte in dieser kurzen Zeit mitgenommen werden, alles andere musste zurückgelassen werden. Bis zu 105 Häuser samt Inventar und Gärten waren insgesamt von den Briten während der ersten Maitage im Jahr 1945 beschlagnahmt worden. Die Besetzung der Häuser zwang die Schulenseer Bevölkerung dazu, bei den Nachbarn auf engsten Raum, in Notunterkünften oder aber in menschenunwürdigen Verhältnissen in Schuppen oder Gartenhäuschen zu wohnen. Gepaart mit den vielen Folgen des Krieges, darunter die Flüchtlingsströme sowie Nahrungs- und Wohnraumknappheit besonders in Schleswig-Holstein, brach für die Schulenseer eine schwere und ungewisse Zeit an.

Fünf Jahre nach der Beschlagnahme durch die Briten begann sich die Notlage immer mehr auf das Gemüt der Schulenseer auszuwirken. Anstelle der britischen Soldaten bezogen nun auch ihre Familien die besetzen Häuser. Eine baldige Freigabe war nicht in Sicht. Aus diesem Grund trafen sich bereits am 30. Juli 1948 über 40 Hauseigentümer aus Schulensee, deren Grundstücke von der britischen Besatzungsmacht beschlagnahmt wurden und gründeten eine Interessensgemeinschaft, die sich mit den Fragen und Wünschen der Betroffenen nach einer baldigen Freigabe auseinandersetzte. Da vielerlei Ansprüche, Beschwerden und Wünsche ungehört blieben, wurde am 03. September 1949 schließlich der Kommunalverein Schulensee e.V. auf dem Schulenhof gegründet. Zu den Gründern gehörten die Herren Otto Bamler, Rudolf Callsen, Dr. Oskar Epha, Willy Fester, Walter Gutzeit, Christian Henkens, Karl Ramm und Kurt Ries. Die Freigabe der beschlagnahmten Häuser war das Hauptanliegen des neu gegründeten Vereins. Der Kommunalverein setzte sich daneben auch für angemessene Nutzungsentschädigungen für die Betroffenen in Schulensee ein. In zahlreichen Mitgliederversammlungen und Vorstandssitzungen wurden Forderungen im Interesse der Schulenseer Besatzungsgeschädigten ausformuliert und schließlich am 24. Mai 1950 an den Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein sowie an weitere deutsche und englische Dienststellen übermittelt. Die Forderungen lauteten u.a.:

  • die Beschränkung der Beschlagnahme von Häusern und Inventar auf eine Höchstdauer von 5 Jahren,
  • die Freigabe des in den beschlagnahmten Häusern gebliebenen Inventars,
  • die Benutzung der Gärten durch die Eigentümer,
  • die Finanzierung von Ersatzheimen für die deutschen Familien und
  • den Neubau von Häuser für englische Familien.

Die Forderungen wurden schnell dringlicher, als nach den ersten Freigaben im Jahr 1951 von insgesamt 65 beschlagnahmten Häusern, 17 Häuser seit 6-9 Monaten unbewohnt waren und den Eigentümern aus Schulensee der Zutritt weiterhin verweigert wurde. Die Lage war als immer untragbarerer sowohl vom Kommunalverein als auch dem Bürgermeister der Gemeinde Molfsee, Christian Hammerich, eingeschätzt worden. Auch nach 6 Jahren war noch immer keine Lösung für die Wohnsituation der Besatzungsgeschädigten in Schulensee gefunden. Es folgten weitere lange Monate mit externen und internen Besprechungen, Schriftwechsel mit deutschen und englischen Dienststellen und öffentliche Sondersitzungen.

Auch wenn viele Niederlagen hingenommen werden mussten, konnten letztendlich auch Erfolge erzielt werden. Es wurden zum Beispiel akzeptable Entschädigungen an die Eigentümer gezahlt. Hinzu kommt, dass im Jahr 1952 ein Ersatzwohnungsbauprogramm in die Wege geleitet werden konnte, dessen finanzielle Mittel die Errichtung von drei Wohnblocks im Großen Eiderkamp ermöglichten, in dem bis zu 20 Schulenseer Familien einziehen konnten. Auch finanzielle Mittel zum Bau oder Ausbau neuer Häuser konnten bereitgestellt werden. Insgesamt 11 Jahre dauerte die Beschlagnahme durch die britische Besatzungsmacht an und so wurde im August 1956 schließlich das letzte Haus von den Engländern an die Schulenseer zurückgegeben.

Obwohl das Hauptanliegen des Kommunalvereins mit dem Ende der britischen Besatzungszeit erreicht war, widmete man sich fortan den kommunalpolitischen Aufgaben, die der Kommunalverein in seiner Satzung aus dem Jahr 1949 formuliert hatte. Darunter zählten Fragen rund um die Eingemeindung Schulensees nach Kiel, die weitere Bebauung von Schulensee, Versorgungsfragen mit Licht und Wasser, der Straßenbau, die Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat Molfsee und vielen weiteren Angelegenheiten im Interesse der Schulenseer Bevölkerung.                                                                                                                          
Heute ist der Kommunalverein Molfsee e.V., wie seit seiner Gründung, eine überparteiliche Bürgerinitiative, welche sich ehrenamtlich gemeinnützigen Zwecken widmet. Die Wahrung der Interessen der Schulenseer Bevölkerung steht dabei weiterhin stets im Vordergrund sowie die Unterstützung des Bürgermeisters und der Gemeindevertretung. Mit großem Engagement fördert der Kommunalverein Molfsee e.V. den nachbarschaftlichen Zusammenhalt und gestaltet die Entwicklung der Gemeinde Molfsee aktiv mit. Der Verein organisiert auch Aktivitäten zur Belebung und Verschönerung des Ortsbildes und brachte bisher zahlreiche heimatkundliche Schriften und Chroniken heraus. Zusätzlich richtet der Verein kulturelle Veranstaltungen, heimatkundliche Ausstellungen sowie Aktivitäten zur Sicherung von Natur und Umwelt aus.

Victoria Karaski